Patientin aus dem Schwarzwald mit einem Problem
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Alles sah so toll aus.
Von Beschwerdelevel 10 in kürzester Zeit auf Beschwerdelevel 0.
Das erscheint manchem nicht wie ein kleines, sondern gar ein großes Wunder.
Und genauso wie den Meisten unverständlich ist, wie so etwas passieren kann, ist es dann noch unverständlicher, dass der Zeiger auch ganz schnell wieder ins Gegenteil umschlagen kann.
Und das ist hier passiert, weil wir nämlich bei der letzten Kontrolle des Aufbissbehelfs etwas noch ein bisschen besser machen wollten, dabei ging es eigentlich schon gar nicht mehr besser.
Für die Patientin ist die neuerliche Entwicklung im ersten Moment ein Schock.
Vielleicht auch gerade deshalb, weil es ja so spielerisch und einfach erschien, dass es so schnell so viel besser wurde.
Für das Behandlungsteam eine große Erkenntnis, denn hier werden nicht nur die Aufbissbehelfe selbst erstellt, sondern auch genau dokumentiert, was beim letzten Mal an diesem Aufbissbehelf geändert wurde.
Und deshalb wissen wir jetzt auch, wo vermutlich die okklusale Achillesferse des Falles liegen dürfte.
Es ist immer wieder darauf hinzuweisen: Diagnostik bedeutet Etwas herausfinden zu wollen und nicht den Patienten therapeutisch zu behandeln.
Es geht ausschließlich darum: Dinge herauszufinden und genau das passiert hier und begründet deshalb eben gerade keine Zweifel an der Vorgehensweise, sondern Erkenntnisse.
Und an diesem Fall zeigt sich einmal mehr die Richtigkeit der Auffassung: Erfahrungen gewinnt man nicht an den Fällen, die laufen, sie sie laufen sollen. Erfahrung gewinnt man gerade dann, wenn etwas nicht so läuft, wie es laufen sollte oder könnte.
Für die Behandlung ist das eine große Erfahrung was hier passiert und für die Patientin ist es hoffentlich die Erfahrung, dass es hier nicht den einen großen Trick gibt sie beschwerdefrei zu machen, sondern es von ein paar 1/1000 Millimeter in ihrem Biss abhängt, ob es ihr gut geht oder sie arbeitsunfähig ist.
Und diese Erkenntnis wird dann hoffentlich dazu führen, dass allen Beteiligten klar ist, dass erfolgreiche CMD Behandlung keine Frage des Glücks ist, sondern harte Arbeit und Kampf um die Beseitigung jeder okklusalen Störung im Gebiss dieser Patientin.
Und welchen Erfolg es dann am Ende darstellt, wenn man therapeutisch das errreicht, was man im Vorwege diagnostisch nachgewiesen hat.
Wer nicht bereit ist anzuerkennen, dass es sich bei diesen Behandlungen um fachlich medizinische Gratwanderungen handelt, der sollte besser die Hände davon lassen, wird dann aber auch mit seinen funktionellen Beschwerden sein Leben verbringen müssen.
Dass das alles nicht so einfach ist, begründet sich schon damit, dass die Patientin kaum den Weg aus dem Schwarzwald bis an die Nordsee angetreten hätte, wenn es eine konkrete Alternative für die geben würde.